Funiculaire Fribourg - Die Bahn fährt mit Abwasser !

Ein Juwel technischer Ingenieurskunst steht in Fribourg: Die letzte Wasserballastbahn der Schweiz. Kein Motor treibt diese Standseilbahn an, sondern Abwasser aus der Fribourger Oberstadt. Ein ganz spezieller Duft liegt da in der Luft, wenn das Wasser in der Bergstation in den Wassertank unter dem Wagen läuft. Nach der Talfahrt wird das Wasser wieder abgelassen. Zusätzlich handelt es sich beim Funiculaire "Funi" von Fribourg um die älteste Standseilbahn-Anlage der Schweiz im Originalzustand - gebaut 1899 von der berühmten Firma Von Roll.

Nicht weniger als 5 Bremssysteme befinden sich unter jedem Wagen: Die normale Regulierbremse und der Geschwindigkeitsregulator wirken auf die Betriebsbremse. Die Sicherheitsbremse mit dem runden Drehrad, das Not-Fusspedal und die Schlaffseilauslösung wirken auf die Sicherheitsbremse. Ein technisches Meisterwerk ist der eingebaute, automatische Geschwindigkeitsregulator von 1899: Er bremst bei Übergeschwindigkeit auf die Sollgeschwindigkeit von 1 Meter / Sekunde hinunter.

Bei jeder Abfahrt in der Bergstation muss der Fahrer mit dem Fuss das Ausfahrtpedal herunterdrücken. Wenn der Wagen ohne Fahrer bzw. ohne Pedalaktivierung losfährt, stoppt die Sicherheitsbremse den Wagen.

Am 21. August 1991 gab es Probleme mit der Betriebsbremse am Wagen 2. Die Standseilbahn war 9 Monate ausser Betrieb.

Noch gravierender war der Vorfall am 3. Oktober 1996: Beim Wagen 1 brach eine Achse. Dieser Achsenbruch führte zur sofortigen Stilllegung. Es gab dann Überlegungen, das Funiculaire zu modernisieren oder sogar stillzulegen. Die Bevölkerung von Fribourg beharrte aber auf dem lieb gewonnen Funi. Vielen Dank, Fribourg !!! Es sollte unbedingt so einzigartig bleiben. Daher beauftragte man wie schon 1899 wieder die gleiche Firma Von Roll, die historische Standseilbahn in tausenden Arbeitsstunden zu retten. Die Rettung gelang wunderbar und seit dem 3. Juli 1998 fährt die letzte Ab-Wasserballast-Standseilbahn der Schweiz wieder wie vor über 100 Jahren zwischen der Unterstadt und der Oberstadt von Fribourg.

Besten Dank für Fotos an Erwin Bloch (1) und Marcel Gauch (2).